Zu Lande, zu Wasser und in der Luft.

Die Colt M 1911-Pistole des Lieutenant Holland

Als Hubert Lee Holland aus Toronto vom Musterungsarzt am 13. September 1915 für tauglich befunden wurde, war Kanada bereits in den Krieg mit Deutschland und seinen Alliierten eingetreten. So begann der 19-Jährige seinen Dienst bei der Canadians Over-Seas Expeditionary Force, kurz C.E.F. genannt; seine Einheit waren die Canadian Divisional Cyclists (https://artsandculture.google.com/story/fwXBrBduZ9rhKQ). Da es in dieser Zeit Kanada an Kurzwaffen mangelte, wurden Pistolen und Revolver in den USA eingekauft. Manche Offiziere beschafften sie sich privat, so auch Lt. Holland. Der Ausstatter Lion Sporting Goods Co. in Toronto, Ontario lieferte die Colt-Pistole M 1911 im Kaliber .45 ACP, die er am 25. April 1916 in einer Lieferung mit weiteren drei Pistolen dieses Typs bekommen hatte, alle mit zivilen C-Seriennummern.

Von der Dienstzeit danach wissen wir nur, dass Lt. Holland in Frankreich im Einsatz war – leider nicht, wo.

Am 21.1.1918 wurde er zur 34 Squadron des RCF (British Royal Flying Corps) versetzt, wo er das Rad mit dem Flugzeug tauschte und zum Jagdflieger ausgebildet wurde; seine .45er begleitete ihn dabei. Er scheint dort sehr erfolgreich gewesen zu sein, denn am 8.6.1918 wurde er mit dem „Military Cross“ ausgezeichnet und im Kriegsbericht lobend erwähnt. Das „Military Cross"“ wurde zu der Zeit als die dritthöchste Tapferkeitsauszeichnung angesehen (https://de.wikipedia.org/wiki/Military_Cross)

Am 12. Oktober 1918 kehrte er nach England zurück und flog bei der No. 100 Squadron. Während eines Überführungsfluges eines Bristol F.2 Fighter (Seriennummer H1612) am 21. Februar 1920 wurde er vermisst; vermutlich stürzte er über der Irischen See ab.

Bristol F.2 B Fighter einer australischen Staffel, Februar 1918 in Palästina aufgenommen (Bild: Wiki)

Seine Witwe, die damals in London lebte, übergab die Waffe 1947 ihrem Schwiegersohn Graeme M. Beere, der damals Oberleutnant in der Royal New Zealand Navy war. Lt. Commander Graeme Beere benutzte die Waffe 1958 in Singapur, als er das Team der HMNZS Royalist (https://en.wikipedia.org/wiki/HMS_Royalist_(89)) bei einem dienstübergreifenden Match vertrat.

Als er 1971 den Dienst quittierte, erhielt er am 13. Januar 1971 eine Lizenz zum Besitz der Pistole unter der Bedingung, dass sie in einem funktionsunfähigen Zustand gehalten wurde; dementsprechend wurde der Schlagbolzen entfernt. Nachdem er im selben Jahr aus der Marine ausgeschieden war, diente Commander Beere weitere zehn Jahre im öffentlichen Dienst, wobei die Pistole bis 1993 in seinem Besitz blieb.

Danach gelangte die Waffe nach Deutschland, wo sie in einer Sammlung einen gebührenden Platz fand.

 

Die Pistole Colt M 1911 dürfte den meisten bekannt sein (https://de.wikipedia.org/wiki/Colt_M1911), daher sei hier nur noch kurz auf das zugehörige Holster eingegangen: Neben dem Mangel an Kurzwaffen fehlte es den kanadischen Kombattanten auch an Holstern und Magazinen. Der US-amerikanische Hersteller Mills aus Worcester, Massachusetts, konnte liefern, denn das US-Beschaffungsamt hatte das Muster des „Marine Corps Model“ zuvor abgelehnt. Das Holster wurde am „Pistol Belt, Model of 1912“ befestigt, üblicherweise mit den zugehörigen Web-Magazintaschen.

Quellen: Royal Airforce Personnel Management Centre, National Archives of Canada, Royal Airforce Museum, Wikipedia

Die Gravur dürfte in der Dienstzeit um 1915 angebracht worden sein, denn sie bezieht sich auf Lt. Hollands Zugehörigkeit zur Radfahrer-Division. Die Waffe weist einige Narben auf und wurde neu brüniert – möglicherweise bei der Privatisierung der Waffe, als der Schlagbolzen entfernt wurde.

Rechts: Das Mills "Marine Corps Model"-Holster mit innenliegend eingetragenem Namen des Besitzers