Strafregisterauszug des FBI von 1932, der belegt, dass Capone für die meisten seiner Taten nicht belangt wurde („Dismissed“). Bild: FBI/United States Bureau of Prisons (Wiki Commons)

Al Capone
Beitrag von Guido Kneis, Bergheim

Person und Werdegang

Schon als Kind Mitglied einer Gang

Geboren wurde Alphonse Gabriel Capone am 17. Januar 1899 in Brooklyn, New York, als viertes von neun Kindern. Seine Eltern waren der Friseur Gabriele und seine Frau Teresa Capone, beides italienische Einwanderer. Capone war bereits als Kind Mitglied in einer Straßengang und verließ die Schule in der 6. Klasse. Später schloss er sich der „Five Point Gang“ in Manhattan an und arbeitete als Rausschmeißer und Barkeeper im „Harvard-Inn“, einer Coney Island Bar, die dem Gangster Frankie Yale gehörte. 1918 heiratete er Mae Coughlin, mit der er bis zu seinem Tode zusammen blieb. Aus der Ehe ging ein Sohn hervor, Sonny. 1920 zog Capone dann nach Chicago um. Gerüchten zufolge musste er kurzfristig untertauchen, nachdem er ein Gangmitglied im Kampf schwer verletzt hatte. Andere Quellen behaupten, er wurde von Johnny Torrio, einem ehemaligen Brooklyn Gangster, rekrutiert, der nun sein Unwesen in „Windy City“ trieb.

Er hasste seinen Spitznamen
1917 wurde Al Capones Gesicht während eines Kampfes im „Harvard Inn“ übel zugerichtet, nachdem er einen weiblichen Stammgast beleidigt hatte, worauf sich deren Bruder an ihm rächte und ihm 3 große Narben zufügte. Capone versuchte in der Folge, die verletzte Seite seines Gesichts auf Fotographien zu verbergen. Er behauptete später sogar, es seien Kriegsverletzungen, obwohl er nie im Militärdienst war. Nachdem er einen gewissen Ruhm als Gangster erlangte, verpasste die Presse ihm den Spitznamen „Scarface“ (Narbengesicht), einen Namen, den er zutiefst hasste.

Capones Gang erwirtschaftete nicht weniger als 100 Mio. $ pro Jahr
Nachdem er in Chicago ankam arbeitete Capone zunächst für Torrio, welcher Teil eines kriminellen Netzwerkes war, das von einem Mann namens Big Jim Colosimo angeführt wurde. Als Colosimo getötet wurde (möglicherweise ein Auftragsmord von Torrio, ausgeführt von Capones früherem Boss Frankie Yale), übernahm Torrio die Geschäfte und machte Capone alsbald zu einer Schlüsselfigur. Im Januar 1925 wurde Torrio vor seinem Haus in Illinois niedergeschossen. Er überlebte den Angriff, zog sich aber noch im selben Jahr aus Chicago zurück und ernannte den 26 Jahre alten Capone zu seinem Nachfolger. Capone expandierte seine Unterweltgeschäfte und wurde Amerikas führender Gangster. Schätzungen gehen davon aus, dass sein Syndikat nicht weniger als 100 Mio. $ pro Jahr erwirtschaftete, zum größten Teil aus Schmuggel, gefolgt von Glücksspiel, Prostitution und Schutzgelderpressung. Der auffällig gekleidete Mann, der es liebte, mit der Presse zu plaudern, wurde eine internationale Berühmtheit. Capone entschuldigte sich nie für die Art, wie er seinen Lebensstil finanzierte. Das Gegenteil war der Fall. Er behauptete immer, er würde den Chicagoern einen Wohltätigkeitsdienst erweisen. Er sagte: „90% der Bürger von Cook County trinken und spielen und ich versorge sie mit diesen Amusements“.

Er wurde nie für das Valentinstag-Massaker belangt
Am Morgen des 14. Februar 1929 wurden sieben Männer erschossen, die man der George „Bugs“ Moran Gang zuordnete. Sie waren in einer Reihe an der Wand einer Garage aufgestellt, in direkter Nachbarschaft des Chicagoer Lincoln Park. Unter den Opfern waren fünf von Morans Gefolgsleuten, ein Mechaniker der für ihn arbeitete und ein Optiker, der mehr oder weniger zufällig bei der Gang war. Moran selbst war nicht anwesend. Die Gruppe der Angreifer bestand aus mindestens vier Männern, wovon zwei als Polizisten verkleidet waren. Das Verbrechen wurde bekannt als das Valentinstag-Massaker und schockierte die Nation. Die Behörden entwickelten eine Reihe von Theorien und Verdächtigungen mit nur geringem Erfolg. Es gab tatsächlich reichlich Spekulation darüber, dass Capone, ein Rivale Morans, die Mörder angeleitet hätte. Da er aber selbst zur Tatzeit in Florida war, wurde er nie für dieses Verbrechen belangt. Als die Garage 1967 abgerissen wurde, wurde die Wand mit den Einschusslöchern an den Kanadier George Patey verkauft und Stein für Stein abtransportiert. Dieser errichtete sie neu auf der Herrentoilette seiner im Stil der 20er Jahre errichteten Bar. Nachdem die Bar geschlossen wurde, begann Patey die Steine als Souvenirs zu verkaufen.

Die Rolle von Elliot Ness in Al Capones Untergang war eine Übertreibung
Dank den gut verkauften und auch verfilmten Memoiren „The Untouchables“ wurde der Bundesbeamte Ness berühmt als der Mann, der Capone zu Fall brachte. Tatsächlich wurden diese Memoiren aber noch großzügig von dessen Co-Autor Oscar Fraley ausgeschmückt. Als ein Agent der Prohibition führte Ness im Raum Chicago mit einem kleinen Team Razzien in illegalen Brauereien und an anderen Orten durch, die mit Capones kriminellem Netzwerk in Verbindung standen. Weil diese Agenten keine Bestechungsgelder annahmen, wurden sie in der Presse alsbald als „The Untouchables“ bekannt. Obwohl die Arbeit von Ness dazu verhalf, Capone wegen Verstößen gegen die Prohibition anzuklagen, so war die Regierung doch eher darauf fokussiert, ihn wegen seiner Steuerhinterziehung zu belangen, wegen derer er schließlich 1931 schuldig gesprochen und in Haft genommen wurde. Ness wurde Direktor für öffentliche Sicherheit in Cleveland und bewarb sich 1947 erfolglos als Bürgermeister. Seine späteren Jahre waren gezeichnet von schwerem Alkoholismus und 1957 starb er in seiner Heimat Coudersport in Pennsylvania. Im selben Jahr wurde „The Untouchables“ veröffentlicht.

Capone wurde wegen Steuerhinterziehung bestraft, aber nicht für Mord
Obwohl er ein kriminelles Imperium regierte und zahlreiche Anschläge auf seine Feinde beauftragte, schaffte es Capone, sich den Verurteilungen zu entziehen, indem er Polizisten und andere öffentliche Beamte bezahlte und Zeugen bedrohte. Schließlich bekam der Gangsterboss seine erste Verurteilung, als er im Mai 1929 in Philadelphia mit einer verdeckt geführten Schusswaffe erwischt wurde. Zu dieser Zeit war er auf dem Rückweg von einem Spitzentreffen der organisierten Kriminalität in Atlantic City. Er wurde wegen dieses Vergehens kurzerhand für ein Jahr inhaftiert und kam im März 1930 wieder frei. Einen Monat später veröffentlichte die Chicagoer Verbrechenskommission ihre erste Liste der übelsten Verbrecher. Capone stand ganz oben auf der Liste und trug fortan den Titel „Public Enemy No 1“.

In der Zwischenzeit eröffneten die Behörden auf Anordung von Präsident Hover selbst ein Verfahren gegen Capone wegen Steuerhinterziehung, weswegen er 1931 schließlich angeklagt wurde. Capone stimmte zunächst dem Vorschlag seiner Verteidiger zu, wonach er für 2 ½ Jahre ins Gefängnis sollte. Die Ankläger lehnten dies ab und Capone zog sein Schuldgeständnis zurück, worauf der Fall erneut vor Gericht landete. Zu Beginn der öffentlichen Verhandlungen wurden die Geschworenen komplett ausgetauscht, da bekannt wurde, dass sie von Capone bestochen wurden. Im Oktober 1931 befand ihn die vollständig männliche Jury (Illinois erlaubte bis 1939 keine weiblichen Juroren) für schuldig und er wurde zu elf Jahren Haft und 50.000 $ Strafe verurteilt. Dies war die härteste Strafe, die bis dahin wegen Steuerhinterziehung ausgesprochen wurde.

Capone war einer der ersten Gefangenen von Alcatraz
Im Mai 1932 trat der 33 Jahre alte Capone seine Haft zunächst im Gefängnis von Atlanta an. Zwei Jahre später, im August 1943, wurde Capone mit einer Gruppe Mithäftlingen in das neu errichtete Staatsgefängnis auf der Insel Alcatraz in der Bucht von San Francisco verlegt. Das Hochsicherheitsgefängnis wurde für besonders brutale Schwerverbrecher errichtet. Da Capone aber schon während seiner Haft in Atlanta als eher unauffällig galt, geht man davon aus, dass er dorthin verlegt wurde, um öffentlich Werbung für diese neue Einrichtung zu machen. Bereits während seines Aufenthaltes in Atlanta wurde bei Capone Syphilis diagnostiziert und in Alcatraz waren dann auch bald die ersten Symptome erkennbar, einschließlich Demenz. Als sich sein Zustand verschlechterte, injizierten ihm die Anstaltsärzte Malariaerreger (Anm.: Malaria wird von Einzellern hervorgerufen) in der Hoffnung, dass das so ausgelöste Fieber die Syphilis bekämpfen würde. Ein Versuch, den Capone fast mit dem Leben bezahlt hätte. Im Januar 1939 wurde Capone von Alcatraz entlassen und in eine Besserungsanstalt nach Terminal Island nahe Los Angeles verlegt, wo er ein weiteres Jahr wegen Fehlverhaltens abzusitzen hatte.

Seine letzten Jahre verbrachte Capone außerhalb der Öffentlichkeit
Nachdem Capone im November 1939 entlassen wurde, verbrachte er mehrere Monate in einem Krankenhaus in Baltimore, wo er wegen Syphilis behandelt wurde. Danach verbrachte der einstige Gangsterboss seine Zeit außerhalb der Öffentlichkeit mit Angeln und Kartenspielen in seinem Haus in Palm Island, Florida. Obwohl es zu spät für eine Heilung war, war er einer der ersten Zivilisten, die 1940 Penizillin gegen die Syphilis bekamen.  Im Januar 1947 erlitt Capone einen Schlaganfall und verstarb infolge einer Lungenentzündung am 25. Januar. Al Capone wurde auf dem Mount Olivet Friedhof in Chicago in der Nähe seines Vaters und seines Bruders beigesetzt. 1950 wurden die Überreste der drei Männer von der Familie Capone auf den Mount Carmel Friedhof in Hillside, Illinois verlegt.

Die Waffen des Al Capone
„Man kommt weit mit einem Lächeln, aber noch weiter kommt man mit einem Lächeln und einem Revolver“
Al Capone besaß nachweislich einen Revolver. Das scheint aber auch schon das Einzige zu sein, was man sicher sagen kann. Im Juni 2011 kam bei Christie’s in London ein vernickelter Revolver vom Typ Colt Police Positive .38 unter den Hammer. Der Höchstbietende bezahlte 67.250 Pfund (ca. 75.500 €) für das Stück. Mit dem Colt bekam der Käufer einen Brief von Capones Schwägerin, Madeleine Capone Morichetti, der belegen soll, daß die Waffe tatsächlich dem Gangsterboss gehörte.

Ein weiterer Revolver vom Typ Smith & Wesson .32 Regulation Police kam im Januar 2017 im Byron Center in Michigan zur Versteigerung. Der Besitzer wollte anhand verschiedener Dokumente belegen, daß diese Waffe tatsächlich im Besitz von Al Capone war. Die Waffe erzielte allerdings nur einen Preis von 9.010 $. Angeblich wurde diese Waffe von Charles D’Agostino aus Al Capones Golf-Tasche gestohlen. Dominik D’Agostino, sein Bruder, versicherte dies eidesstattlich und verkaufte diese Waffe 1983 an Robert S. Forrest.

Der Colt Police Positive war eine Weiterentwicklung des Modells „New Police“, ausgestattet mit einer innen liegenden Hahnsicherung. Colt bezeichnete diese neue Sicherung als „Positive Lock“, was dann auch teilweise mit in die Namensgebung des Models „Police Positive“ einfloss.

Alle Colt Revolver, so auch der Police Positive, drehen ihre Trommel im Uhrzeigersinn, also rechts herum. Colt hat diesen Mechanismus als Abgrenzung zum Wettbewerber Smith & Wesson immer besonders beworben und mit höherer Präzision begründet. „All Colt Cylinders TURN TO THE RIGHT“. Die bessere Präzision wurde mit einer genaueren Fluchtung und Arretierung von Kammer und Lauf begründet.

Die Tommy Guns vom Valentinstag Massaker
Am 14. Dezember 1929 in St. Joseph, Michigan stoppte Officer Charles Skelly den Verursacher eines leichten Verkehrsunfalls. Der Fahrer schoss dreimal auf Skelly und fuhr davon. Drei Stunden später starb Skelly an seinen Verletzungen. Doch bevor er starb, identifizierte er den Schützen als Fred Burke, einen der Täter vom Valentinstag Massaker. Daraufhin wurde Burkes Wohnung durchsucht und man fand neben zahlreichen anderen Waffen auch zwei Thompson-Maschinenpistolen. Kriminaltechnisch untersucht stellte sich heraus, dass es nicht nur die gleichen Waffen waren, die benutzt wurden, um Frankie Yale zu töten, sondern auch die, die im Valentinstag Massaker verwendet wurden. Die beiden Waffen befinden sich heute im Sheriff’s Department von Berrien County und werden noch regelmäßig geschossen. Unter anderem werden damit regelmäßig Preise in der Wettbewerbskategorie „Historische Waffen“ in der NRA gewonnen. Lt. Mike Kline wird auf Wettkämpfen immer wieder von Zuschauern angesprochen: „So sehen also die Waffen aus, die beim Valentinstag Massaker verwendet wurden“. Worauf er dann entgegnet: „Nein, das SIND die Waffen, die verwendet wurden“.

Die bei Burke gefundenen Waffen waren vom Typ Thompson M1928A1. Eine Maschinenpistole im Kaliber .45 ACP, die bereits im ersten Weltkrieg entwickelt wurde. Brigadegeneral John Taliferro Thompson (1860 - 1940), Absolvent in West Point 1882 und späterer Artillerieoffizier, war ab 1890 bis 1914 als Offizier für Entwicklung und Serienproduktion, für Konstruktion und Bereitstellung von Infanteriewaffen sowie Munition in entsprechenden Dienststellen der Armee tätig gewesen. Zu seinen Tätigkeiten in dieser Zeit gehörten u.a. Testversuche und Übernahme des Springfield M1903, der Patrone .30-06 und des Colt M1911 als Ordonnanzwaffe. Ab November 1914 schied er aus dem aktiven Dienst aus und war für die Remington Arms Company als Chef-Ingenieur tätig. Dort war er verantwortlich für die Bauvorbereitung, Ausstattung und Inbetriebnahme einer Fabrik in Eddystone, Pennsylvania, um das britische Lee-Enfield Gewehr herzustellen. 1916 entstand unter seiner Leitung eine weitere Fabrik in Bridgeport, Connecticut, diesmal zur Herstellung von Mosin-Nagant Gewehren für das damals zaristische Russland. Als die Vereinigten Staaten 1917 in den 1. Weltkrieg eintraten, wurde John T. Thompson in den aktiven Dienst zurückbeordert. Nun vom Oberst zum Brigadegeneral befördert, wurde unter seiner Leitung das britische Lee-Enfield Gewehr in .30-06 für die amerikanischen Streitkräfte hergestellt. Seit Kriegsbeginn war er außerdem für die Bereitstellung von Waffen und Munition für das Allied Expeditionary Force (AEF) in Frankreich zuständig und wurde für seine Leistungen mit der Distinguished Service Medal ausgezeichnet. Im Dezember 1918 schied er zum zweiten Mal aus dem aktiven Dienst aus.

Während seiner Tätigkeiten für das Militär hatte sich Thompson auch privat mit Waffen beschäftigt. Sein besonderes Interesse galt der Entwicklung eines automatischen Gewehrs. Er glaubte eine Zwischenlösung in der ballistischen Klasse zwischen Pistole und Gewehr würde eine Notwendigkeit in zukünftigen Kriegen sein. Zu diesem Zweck gründete John T. Thompson zusammen mit der finanziellen Unterstützung von Thomas F. Ryan im August 1916 seine eigene Firma, die Auto-Ordonance Corporation (AOC) mit Sitz in Bridgeport, Connecticut. Commander John Blish, US Navy, Erfinder der patentierten Blish Verriegelung, war ebenfalls beteiligt. Thompson benötigte Blishs Erfindung als elementaren Teil seiner Waffe und bot ihm im Gegenzug Beteiligungen an AOC an. So begann Thompson mit Hilfe von anfänglich zwei Konstrukteuren mit der Entwicklung automatischer Waffen. Da sich die ursprünglichen Forderungen und Ansichten von Thompson relativ schlecht in die Tat umsetzen ließen, suchten die Ingenieure Theodore H. Eickhoff, George E. Goll und später Oscar V. Payne eine andere Lösung. Anstatt der .30-06 Patrone entschieden sie sich für das gängige .45 ACP Kaliber, welches schon beim Colt M1911 Verwendung fand. Thompson reagierte auf die Änderung, so erinnerte sich Eickhoff später, mit dem Satz: »Very well. We shall put aside the rifle for now and instead build a little machine gun. A one-man, hand held machine gun. A trench broom!« Damit zielte Thompson eindeutig auf den Einsatz seiner Waffe in den Gräben des 1. Weltkriegs.

Die ersten Prototypen entstanden um 1917 bei Warner & Swasey, Cleveland, Ohio. Sie waren recht unterschiedlicher Bauart, teils mit Gurtzuführung, teils mit einer Zusatzeinrichtung, die den Verschluss mit Öl schmierte. Diese als »Persuader« bekannten Waffen verschossen schon Patronen des Kalibers .45 ACP. Nach 5-7 Schuss gab es jedoch stets Ladehemmungen. Spätere Waffen der »Annihilator« genannten Serie um 1919 stellten die Evolution dar. Das bekannte Type „C“ 100 Schuss Trommelmagazin fand hier ebenso schon Verwendung wie das 20 Schuss Stangenmagazin, beide entwickelt von Oscar V. Payne. Die Kadenz soll bereits 1.000 Schuss/min betragen haben. Schließlich standen solche Waffen ohne Kolben aber mit zwei Pistolengriffen aus Holz zur Verfügung. Der Lauf wies zum ersten Mal Kühlrippen zur besseren Abkühlung auf. Sie wurden am 27. April 1920 von der amerikanischen Regierung getestet und erwiesen sich als funktionstüchtig. Verschiedene Quellen geben an, dass es bei 2.000 Schuss nur eine einzige Ladehemmung gegeben haben soll. Im August desselben Jahres stellte das US Marine Corps ähnliche Ergebnisse fest. Der erwartete Geschäftserfolg blieb jedoch aus, obwohl damalige Testversuche die Qualität der Waffe bestätigten. Die beschriebene Waffe wurde in nochmals überarbeiteter Ausführung schließlich als M1921 in Zusammenarbeit mit anderen Firmen hergestellt. AOC schloss mit Colt‘s Patent Firearms Manufacturing Company in Hartford, Connecticut, einen Vertrag ab. Colt übernahm die Herstellung von Gehäuse, Lauf und Verschlusssystem sowie die Montage, die Lyman Gunsight Company die Produktion der Visiereinrichtung, Remington Arms Company letztendlich die Zulieferung des Kolbens sowie der Pistolengriffe. Insgesamt dürften nicht mehr als 15.000 Waffen M1921 aller Varianten gefertigt worden sein. Zu Beginn der Produktion stand letztendlich auch das Trommelmagazin Type „L“ mit 50 Schuss zur Verfügung.
Nachdem der 1. Weltkrieg sein Ende gefunden hatte und das amerikanische Militär sich in der Abrüstung befand, suchte Thompson neue Absatzmärkte. So sollte die Waffe auch einen neuen, zivileren Namen erhalten. Thompson wollte den Unterschied zu den schweren Maschinengewehr-Vorgängern, aus denen schließlich die erste amerikanische Maschinenpistole entstand, deutlicher hervorheben. Es fielen die Vorschläge »Autogun« und »Machine Pistol«, aber schließlich entschied man sich für »Submachine gun«. Es bezeichnet eine kleine, handgeführte, vollautomatische Schusswaffe für Pistolenmunition. Um den Mann zu ehren, welcher für die Entwicklung der Waffe zuständig war, wurde die »Annihilator« schließlich offiziell als »Thompson Submachine Gun« oder in kurzer Form einfach »Tommy Gun« bezeichnet. Auf einer Europareise Anfang der 20er Jahre soll Thompson lediglich 495 Maschinenpistolen nach Irland an die Irish Republican Army (IRA) verkauft haben, die jedoch dort nie ankamen. Sie wurden noch im Hafen von New York beschlagnahmt und verteilten sich mit der Zeit auf der ganzen Welt, wo sie heute unter dem Namen »Irish Swords« einen legendären Ruf unter Sammlern besitzen. Großbritannien und Belgien zeigten ebenfalls stärkeres Interesse, doch Lieferaufträge in größerem Umfang wurden nicht abgeschlossen. In den USA fand Thompsons Erfindung nur bei der Polizei sowie auf dem zivilen Markt Absatz, dort vor allen in Verbrecherkreisen. Das verhalf der Maschinenpistole, die in damaligen und späteren Gangsterfilmen aus den 20er Jahren zum unentbehrlichen Requisit avancierte, zwar zu gewisser Publizität, nicht aber zu jenem Erfolg, mit dem die Firma fest gerechnet hatte. Als »Chicago-Typewriter« in den Bandenkriegen von kriminellen Persönlichkeiten wie Al Capone oder John Dillinger in der Prohibitionszeit erlangte die Waffe zweifelhafte Berühmtheit.
Trotz der minimalen Erfolge entwickelte AOC die Waffe weiter. Über die M1923 mit der neuen .45 Remington Patrone bis zur M1927 genannten halbautomatischen Version der M1921 reichte die Palette. Information dazu sind kaum überliefert. Auch soll eine Thompson Maschinenpistole zum Verschießen der 9 x 19 mm Parabellum Patrone hergerichtet worden sein, nach einer Aufforderung aus Belgien. Keine der Waffen erbrachte jedoch geschäftliche Erfolge. Ende 1926 belieferte AOC das US Marine Corps mit wenigen Waffen des Modells M1921 A. In der Hoffnung auf die weitere Abnahme von Waffen ließ Thompson im Jahr 1928 eine speziell für die Marine modifizierte Waffe bereitstellen. Die Unterschiede zur M1921 liegen im Detail. Sie schoss mit geringerer Feuergeschwindigkeit, erhielt einen geraden Vorderschaft ohne Pistolengriff sowie einen verbesserten Auswerfermechanismus. Das 20 Schuss Stangenmagazin wurde als Standard verwendet, die älteren Trommelmagazine sind jedoch ebenfalls kompatibel. Das letztere der beiden Modelle M1928 A und M1928 AC (mit Compensator) konnte mit Vorderschaft oder einem zweiten Pistolengriff geliefert werden. Das oft als »Navy Model« bezeichnete Modell M1928 AC mit Trageriemen wurde schließlich um 1938 offiziell bei den amerikanischen Streitkräften als M1928 A1 eingeführt, auch wenn am Anfang nur in geringen Stückzahlen. Der Preis in einem aktuellen AOC Katalog dieser Zeit betrug $200 für die M1928 A und jeweils $225 für die beiden Modelle der M1928 AC. 1939 kostete die M1928 A1 nur noch $209.

Quellen:
http://woodtv.com/2016/12/14/revolver-that-reportedly-belong-to-al-capone-up-for-auction/
http://newsfeed.time.com/2011/06/23/al-capones-handgun-sells-for-110000-at-auction/
http://www.bz-berlin.de/artikel-archiv/revolver-von-al-capone-unterm-hammer
http://www.mlive.com/news/grand-rapids/index.ssf/2016/12/revolver_once_owned_by_al_capo.html
http://www.whq-forum.de

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